Wappen der Familie Sellschopp
Denen Christl. gesinneten Lesern
Gnade Barmhertzigkeit und Friede von Gott!

Es ist ja wohl hertzlich zu bedauern, wenn die jenigen, so
dem Altar des Herrn dienen, und davon auch ihren Unter„
halt haben sollen in großem Kummer, Mangel und Dürftig„
keit ihr Leben zubringen müßen. Mein Hertz thut mir
wehe, da ich anjetzo die Feder führen muß vorzustellen
die Noth und Dürftigkeit des Wohl Ehr Würdigen und
Wohlgelahrten Herrn Johannis Andreae Selschoppen ei„
nes beÿ der Gemeine zu Witzin treü arbeitenden Die„
ners Jesu Christi. Dieses lieben Mit=Bruders Zustand
ist mir einige Jahre her sattsahm bekanndt gewesen, indem
ihn Gott an einen Orth geführet, woselbst eine kleine
Gemeine und das Einkommen sehr schlecht. Zudem ist er
von Gott mit 6 Kindern gesegnet, welche noch alle ihr
Stücklein Brod aus seinen Vater=Händen begehren. Geschwei„
ge wie die allgemeinen Mecklenburgischen Leiden auch Ihme
zugesetzet, da Er durch Kriegs=Unruhe, Mißwachs und Vieh„
schaden endlich in den Zustand gerathen, daß Er sich und die
Seinigen nicht mehr herdurchzubringen weiß. Ich habe beÿ
so beklagenswürdigen Umständen kein ander Mittel
gewußt, als daß man zutrete und diesem dürftigen Diener
Jesu unter die Armen greife und ihm aufzuhelfen
suche. Wozu ein jeder, er da bedencket, daß wir Glieder
untereinander an dem Leibe unsers Jesu seÿn, so viel wil„
liger seÿn wird, als gewiß, daß die Liebe ein Beweiß
des ungefärbten Glaubens. Damit aber niemand an die„
ses lieben Mannes miserablen Zustande zweiflen möge, so
habe dieses eigenhändig geschrieben und mit meines Namens
Unterschrift wie auch mit meinem gewöhnlichen Pitschaft
corroboriret. Der Seegens reiche Gott erfülle alle un„
sere Dürftigkeit und bewahre einen jeden für Mangel
und Hertzeleid. Datum Rostock d 8 Maj 1719.

AMKrakeviz der H. Schr. D. Fac.
Th. Sen. u. Prof. Primarius.
Fürstl. Meckl. ConsistorialR. u. Supint.

Fürbitte